Weihnachten steht in Spanien nicht nur unter dem Zeichen der Geburt Christi. El Gordo, der Dicke, ist in den Tagen vor Weihnachten mindestens ebenso oft im Munde der Spanier. Bei El Gordo handelt es sich im Übrigen um die Bezeichnung für den Jackpot der Spanischen Weihnachtslotterie.
El Gordo und die Relevanz für die Spanier
Die Spanische Weihnachtslotterie ist eine Tradition, fast schon „Kulturgut“. Sie steht im Interesse der Öffentlichkeit. Da die Arbeitslosenquote in Spanien bei 25% liegt, wird „El Gordo“ von vielen als Ausflucht vor der Arbeitslosigkeit, Verschuldung und Perspektivlosigkeit angesehen. Der El Gordo, auch Hauptgewinn genannt, beträgt für ein Zehntellos maximal 400.000 Euro. Die Wahrscheinlichkeit, den Einsatz zurück zu erhalten, liegt bei 10%. Wobei die Wahrscheinlichkeit, bei der Spanischen Weihnachtslotterie etwas zu gewinnen, bei 5,68% liegt. Um den El Gordo zu gewinnen, muss ein Verhältnis von 1 zu 100.000 eintreten. Von den Einnahmen aus Losverkäufen werden ca. 70% an die Losbesitzer ausgeschüttet. Ca. 80% der Loskäufer gewinnen nicht.
Der Losverkauf beginnt bereits im Sommer
Die Teilnahme an der Spanischen Weihnachtslotterie ist für jeden Spanier ein regelrechtes Muss. Da der Los-Preis 200 Euro beträgt finden sich oft Familienmitglieder und Losgemeinschaften zusammen und teilen sich ein oder mehrere Lose. Spielgemeinschaften können selbst zum Wiederverkäufer werden und noch kleinere Losanteile als Zehntellose verkaufen. So können auch Spanier an der Lotterie teilnehmen, denen das 20 Euro-Zehntellos noch zu teuer ist. Ein Los besteht demnach aus 10 Zehntellosen.
Hinsichtlich der Gewinnklassen, können in der 1. Gewinnklasse, dem El Gordo, 4 Millionen Euro, in der 2. Gewinnklasse 1,25 Millionen Euro und in der 3. Gewinnklasse 500.000 Euro pro Los gewonnen werden. Besitzt ein Losbesitzer ein Zehntellos und gewinnt den El Gordo hat er Anspruch auf ein Zehntel der 4 Millionen Euro: Demnach gewinnt er 400.000 Euro.
Die Ziehung und Teilnahme
Die häufigste Verkaufseinheit ist ein Zehntellos. Die Ziehung findet dann am 22. Dezember statt. Seit 1957 wird die Ziehung der Spanischen Weihnachtslotterie im TV übertragen. Die Übertragung umfasst ganze drei Stunden. Zur Ziehung gehören die Verlosung des Hauptgewinns, sowie die Ziehung von zahlreichen, kleinen Gewinnen. Die Verkündung der gezogenen Zahlen wird von einem Knabenchor übernommen. Diese singen die Zahlen. Früher bestand der Knabenchor aus Waisenkindern. Heute kommen die Kinder aus einer Schule in San Ildefonso/ Madrid.
Durchschnittlich nehmen pro Jahr 2,3 Millionen Spanier an der weltberühmten und berühmtesten Lotterie Spaniens teil. Seit der ersten Ziehung im Jahr 1812 ist die bis heute am häufigsten gezogene Zahl die eins und die am seltensten gezogene Zahl die vier. Eine der beliebtesten Verkaufsstellen befindet sich in der autonomen katalonischen Gemeinschaft Sort. Der Ortsname bedeutet so viel wie Glück. Aus Sort kommen bisher fünf Hauptgewinner der Spanischen Weihnachtslotterie.
Die Geschichte der Spanischen Weihnachtslotterie
Die erste Erwähnung geht bis in das Jahr 1763 zurück. Unter der Herrschaft von König Karl III. sollte die Weihnachtslotterie die Staatskassen füllen. Idee und Konzept konnten sich bis heute fast unverändert durchsetzen. Die heutige Ziehungsform geht dabei auf das Jahr 1812 zurück. Während die erste Ziehung am 18. Dezember 1812 stattfand, findet sie bis heute immer am 22. Dezember morgens statt. Zur Ziehung und Vergabe des El Gordo-Jackpots veranstalten die Spanier kleine Sit-Ins zu Hause, in Bars oder in den Restaurants.
Kostümierte Spanier, die Geldscheine an ihren Kostümen befestigt haben, gehören ebenfalls zum Erscheinungsbild der auf die Ziehungsergebnisse wartenden Losbesitzer. Bis 2012 waren die Gewinne der Spanischen Weihnachtslotterie steuerfrei. Seit 2013 werden vor der Gewinnauszahlung vom Gewinnbetrag 20% Quellensteuer abgeführt. Für ein Zehntellos mit einem Maximalgewinn von 400.000 Euro bedeutet dies eine Auszahlungssumme, abzüglich Steuer, in Höhe von 320.500 Euro.
Losnummern und Losverkauf
Jahr für Jahr werden die Preise, die Jackpothöhe und die Losnummern neu bestimmt. Bei der Vergabe der Losnummern sind nur die Nummern zwischen 00000 und 99999 möglich. Damit jeder Interessierte an der Lotterie teilnehmen kann, werden Losnummern mehrfach vergeben. Insgesamt gibt es mittlerweile 100.000 Losnummern. Der El Gorde-Jackpot entfällt mit großer Wahrscheinlichkeit auf mehrere Gewinner. Landesweit gibt es über 10.500 Verkaufsstellen. Nur hier können die offiziellen Lose für den El Gordo-Gewinn gekauft werden. Je nach Vorrat an der jeweiligen Verkaufsstelle kann der Loskäufer sein Los oder seine Lose mit gewünschter Losnummer auswählen.
Die private Lotterie am 24. Dezember
Zwei Tage nach der Vergabe von El Gordo und aller anderen Preise gibt es am 24. Dezember im Rahmen der heimischen Weihnachtsfeier eine private Lotterie. Hierbei wird eine Urne des Schicksals auf den Tisch gestellt. Diese beinhaltet kleine, verpackte Geschenke, unter denen sich auch Nieten befinden können. Im Zuge dieser Privatlotterie nimmt sich jeder ein Geschenk. Auch diese Lotterie ist eine feste Tradition und untrennbar mit dem Spanischen Weihnachtsfest verbunden.
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