Alles Klagen und Flehen vonseiten Lottoland's hatte keinen Erfolg. Mit deutlicher Mehrheit haben sich die Aktionäre von Zeal Network für die Wiedervereinigung von Tipp24 und Lotto24 in Deutschland ausgesprochen. Lottoland mit Sitz in Malta hatte mit mehreren Maßnahmen noch bis zuletzt versucht, den Deal zu Fall zu bringen. Doch was bedeutet die Wiedervereinigung von Tipp24 und Lotto24 tatsächlich und welche Auswirkungen könnte dieser auf den deutschen Glücksspielmarkt haben?
Die bewegte Geschichte von Zeal Network, Tipp24 und Lotto24
Bevor wir uns ein wenig näher mit den potenziellen Auswirkungen eine Verschmelzung von Tipp24 und Lotto24 auseinandersetzen, lohnt sich ein kleiner Blick in die bewegte Vergangenheit aller Beteiligten. Denn obwohl Zeal Network mit Tipp24 und Lotto24 heute zwei eigenständige Unternehmen sind, sind sie doch so etwas wie Geschwister. Deren Vergangenheit reicht bis ins Jahr 1999 zurück, denn damals wurde Tipp24 in Deutschland mit dem Geschäftsmodell gegründet, die staatlichen Lottoprodukte wie „6 aus 49“ über das Internet als Vermittler zu vertreiben. Schnell konnte sich dank des Siegeszugs des Internets Tipp24 schnell eine führende Position im noch jungen Markt erobern und hatte Ende September 2008 bereits nach eigenen Angaben fast 2,5 Millionen Kunden. Dann jedoch kam der bis heute so oft verteufelte Glücksspielstaatsvertrag, bei dem die Politiker schon damals zeigten, dass für sie das Netz Neuland war. Sie hielten es nämlich für eine gute Idee, denn staatlichen Lottogesellschaften den Onlinevertrieb ihrer eigenen Glücksspielprodukte wie „6 aus 49“ zu verbieten. Hierdurch wurde Tipp24 das gesamte Geschäftsmodell entzogen. Tipp24 allerdings gab nicht auf und erfand sich mehr oder weniger neu. Wurden bis zum Glücksspielstaatsvertrag noch Lottoscheine der staatlichen Anbieter in Deutschland vermittelt, begann nun das Geschäft als Zweitlotterie.
Durch den neuen Glücksspieländerungsstaatsvertrag in 2012 und einem eigenen Glücksspielgesetz in Schleswig-Holstein, dem wir die Online Casinos Lizenzen verdanken, kehrte Tipp24 jedoch in anderer Form zurück. Aus dem Konzern wurde nämlich nun Lotto24 als eigenständiges Unternehmen ausgegliedert und begann in Deutschland fortan wieder Lottoscheine der staatlichen Anbieter im Internet zu vertreiben. Tipp24 wiederum blieb ebenfalls als Konzern erhalten, konzentrierte sich aber fortan vor allem auf das Geschäft im Ausland und fungierte in der Bundesrepublik als Zweitlotterie in der rechtlichen Grauzone. Im Jahr 2013 beschlossen schließlich die Aktionäre, nach der Abspaltung von Lotto24 und damit auch dem Großteil des Deutschlandgeschäfts, die Verlagerung des Hauptsitzes nach London. 2014 wiederum erfolgte dann die Umbenennung in Zeal Network und Tipp24 blieb als eigenständige Marke für das Geschäft als Zweitlotterie in Deutschland erhalten. Mit dem jetzigen Beschluss der Aktionäre von Zeal Network Lotto24 zu übernehmen und mit Tipp24 zu verschmelzen, würde es somit zu einer Wiedervereinigung der beiden Geschwister kommen. Das Unternehmen soll in Zukunft als Lotto24 auf dem Markt agieren und Tipp24 dafür eingestellt werden. Ebenso soll später der Hauptsitz wieder nach Deutschland verlegt werden.
Was sind Zweitlotterien: Hierunter versteht man Wetten auf staatliche Lotterien und deren Ziehungen, allerdings nimmt hierbei der Kunde nicht direkt am staatlichen Lotto teil. Ebenfalls sind die Gewinne nicht durch den Staat abgesichert, sonder über eine Versicherung, die der Betreiber abgeschlossen hat. Die Höhe der Gewinn bei Zweitlotterien richten sich hauptsächlich an der jeweiligen Gewinnausschüttung der staatlichen Ziehungen aus.
Welches Problem hat nun Lottoland mit der Wiedervereinigung von Tipp24 und Lotto24?
Kaum machte Zeal Network seine Pläne zur Übernahme und der damit verbundenen Verschmelzung von Tipp24 und Lotto24 bekannt, kamen sofort die ersten Störfeuer von Lottoland. Letzter Anbieter von Zweitlotterie schmeckten diese Pläne überhaupt nicht. Offiziell wurde gegen den Deal angeführt, dass die Übernahme zu einer massiven Wertminderung des Geschäfts von Zeal Network führen würde und nur wenige Aktionäre von diesem Schritt überhaupt profitieren würden. Doch warum beschäftigt sich Lottoland mit dem Wert eines seiner Konkurrenten? Zum einen ist Lottoland selbst Aktionär bei Zeal Network und hält zwischen 4 und 5,5 Prozent am Unternehmen. Zum anderen hingegen stößt vermutlich Lottoland an dem Plan sauer auf, dass sich die neue Vereinigung von Tipp24 und Lotto24 in Deutschland komplett aus dem Geschäft der Zweitlotterien zurückziehen will. Das neue Unternehmen soll nämlich nur noch, genau wie Lotto24 schon jetzt, als reiner Vermittler von Lottoscheinen und anderen Glücksspielen der staatlichen Anbieter agieren. Genau hier liegt der Knackpunkt.
Laut deutschem Recht, Glücksspielstaatsvertrag und 1. Glücksspieländerungsstaatsvertrag, sind Zweitlotterien verboten, da sie direkt oder indirekt das deutsche Lottomonopol tangieren. Da jedoch gleichzeitig die deutsche Glücksspielregulierung in Teilen EU-rechtswidrig ist, befinden sich Zweitlotterien in der Bundesrepublik somit in der sogenannten Grauzone, genau wie Online Casinos mit Lizenz aus Malta. Sollte sich nun jedoch mit Tipp24 der wohl größte Konkurrent von Lottoland aus diesem umstrittenen Geschäft verabschieden, würde die Luft für die Malteser zunehmend dünner werden. Der Konzern hat bereits schon jetzt mit diversen Gerichtsurteilen in einigen Bundesländern zu kämpfen, die ihm den Vertrieb an deutsche Kunden im entsprechenden Staat verbieten. Mit dem Wegfall von Tipp24 in diesem Markt würde Lottoland noch stärker in den Fokus der Behörden geraten und ein Ende des Geschäfts in Deutschland könnte die Folge sein.
Lottoland hatte ebenfalls versucht, den geplanten Deal noch mit einem Angebot für Tipp24 zu verhindern. Zwischen 60 und 76 Millionen Euro wollten die Malteser an Zeal Network für das deutsche Geschäft bezahlen. Diese Offerte wurde jedoch vom Vorstand von Zeal Network abgelehnt und als reines Störfeuer betrachtet.
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